Cyber Kill Chain – Was bedeutet das?

Jeden Tag stehen Unternehmen vor der Herausforderung, ihre Infrastruktur gegen Cyberangriffe zu verteidigen. Doch wie funktionieren solche Angriffe genau? Um Cyberangriffe erfolgreich abzuwehren, ist es wichtig zu wissen, wie diese ablaufen und wo man ansetzen kann, um diese zu stoppen. Hier kommt die Cyber Kill Chain ins Spiel. 

Die Cyber Kill Chain ist ein Modell, das den Prozess eines kompletten Cyberangriffs in klare, nachvollziehbare Stufen zerlegt. Es ermöglicht Unternehmen, Angriffe besser zu verstehen, nachzuvollziehen und effektiv zu bekämpfen. In diesem Artikel tauchen wir tief in dieses Konzept ein und beleuchten, wie es Unternehmen helfen kann, sich in der komplexen Landschaft der Cybersecurity zurechtzufinden.

Was ist die Cyber Kill Chain?

Die Cyber Kill Chain, auch bekannt als Lockheed Martin Cyber Kill Chain, Cyber Security Kill Chain oder auch Intrusion Kill Chain, beschreibt den Prozess, den Cyberkriminelle durchlaufen, um ein Ziel erfolgreich anzugreifen. Entwickelt wurde das Konzept vom Militärzulieferer Lockheed Martin und es dient dazu, die verschiedenen Stufen eines Cyberangriffs zu verstehen, um entsprechend gegen sie vorgehen zu können. Im Wesentlichen ist es ein Rahmenwerk, das Cybersecurity-Experten hilft, den „Lebenszyklus“ eines Cyberangriffs zu analysieren.

Was sind die Stufen der Cyber Kill Chain?

Die Cyber Kill Chain ist ein Konzept, das den Ablauf eines Cyberangriffs in klar definierten Schritten abbildet. Durch das Verständnis dieser Schritte können Unternehmen Schwachstellen besser erkennen und ihnen entgegenwirken. Lassen Sie uns nun einen detaillierten Blick auf jede dieser Stufen werfen:

Stufe 1Reconnaissance (Aufklärung)In dieser ersten Phase sammeln die Angreifer so viele Informationen wie möglich über ihr Ziel. Dies kann alles von technischen Details, wie verwendeter Software und Netzwerktopologie, bis zu menschlichen Aspekten, wie Mitarbeiterdaten oder Geschäftsabläufen, beinhalten. Ziel ist es, Schwachstellen oder Angriffspunkte zu identifizieren.Prävention:
Erschweren Sie die Sammlung von Informationen so gut wie möglich. Stellen Sie sicher, dass nur die nötigen Informationen im Internet veröffentlicht werden. Eine detaillierte Analyse Ihrer Angriffsfläche aus der Perspektive des Angreifers lohnt isch auch, um sicherzustellen, dass Sie nicht doch irgendwo blinde Flecken in Ihrer Verteidigung haben, von denen Sie vorher nichts gewusst haben.
Stufe 2Weaponization (Bewaffnung)Sobald die Angreifer genügend Informationen gesammelt haben, beginnt die Phase der Bewaffnung. Hier kombinieren sie ein Angriffs-Tool, wie zum Beispiel einen Exploit, mit Malware, um ein schädliches Paket zu erstellen, das gezielt die erkannten Schwachstellen ausnutzt.Prävention:
Basierend auf Ihren Erkenntnissen aus der Reconnaissance-Phase können Sie mithilfe des Threat Context Modules und MITRE ATT&CK Frameworks mögliche Angriffsmethoden ermitteln.
Stufe 3Delivery (Lieferung)
In der Lieferphase wird die zuvor erstellte Malware an das Ziel übermittelt. Dies kann auf verschiedene Weisen geschehen – etwa durch Phishing-E-Mails, Social Engineering, infizierte Webseiten oder USB-Sticks.Prävention:
Mitarbeiterschulungen, sichere Authentifizierung und Access Management sowie Vulnerability Management hilft dabei mögliche Zugriffsvektoren zu sichern.
Stufe 4Exploitation (Ausnutzung)Hier wird die zuvor gelieferte Malware ausgeführt, um die zuvor identifizierten Schwachstellen auszunutzen. Dieser Schritt ist entscheidend, um den eigentlichen Angriff einzuleiten.Prävention:
Mithilfe von Pentests und Red-Teaming Übungen können Sie ermitteln, ob Ihre Sicherheitsmaßnahmen erfolgreich waren, oder ob alternative Angriffsvektoren nicht beachtet wurden.
Stufe 5Installation
Nach erfolgreicher Exploitation installiert sich die Malware im System des Ziels. Oft tarnt sie sich, um nicht von Sicherheitssystemen entdeckt zu werden, und bereitet den Weg für weitere Schritte.Prävention:
Hier ist es das Ziel, alle Maßnahmen eines potenziellen Angreifers zu unterbinden. Aktuelle Endpoint-Security-Maßnahmen, Virenscanner, Richtlinien und neue Zertifikate können dabei helfen, die Installation der Malware zu verhindern.
Stufe 6Command & Control (Befehlen und Kontrollieren)
In dieser Phase haben die Angreifer einen sicheren Kommunikationskanal zum kompromittierten System etabliert. Sie können nun Befehle senden und Daten empfangen, wodurch sie volle Kontrolle über das infizierte System erhalten.Prävention:
Monitoring und Bedrohungsinformationen spielen hier eine große Rolle. Überwachen Sie Ihren Traffic auf verdächtige Verbindungen oder Aktivitäten. Auch hier bietet Threat Intelligence nützliche Informationen mit denen Sie Ihre Tools füttern können, um rechtzeitig Angreifern auf die Spuren zu kommen.
Stufe 7Actions on Objectives (Aktionen auf Ziele)
Dies ist die finale Phase, in der die Angreifer ihre eigentlichen Ziele verfolgen. Dies kann Datendiebstahl, Sabotage, Verschlüsselung oder auch die Vorbereitung weiterer Angriffe auf andere Systeme im Netzwerk sein.Prävention:
Hier müssen Sie festgelegt haben, was im schlimmsten Fall passieren kann und welche Maßnahmen Sie treffen, um den Schaden so gut wie möglich zu begrenzen. Das kann von Backup-Strategien bis hin zur Entscheidung zum kompletten Shutdown aller Systeme gehen.

Wofür ist eine Cyber Kill Chain besonders gut geeignet?

Die Cyber Kill Chain ist nicht nur ein theoretisches Modell, sondern ein wertvolles Werkzeug für Unternehmen, um ihre Cybersecurity-Strategie zu optimieren. Die Anwendung dieses Modells in der Praxis bietet mehrere Vorteile:

Proaktiver Schutz

Anstatt nur auf einen Angriff zu reagieren, wenn er bereits im Gange ist, können Unternehmen mithilfe der Cyber Kill Chain potenzielle Bedrohungen und damit verbundene Konsequenzen im Vorfeld identifizieren. Dies ermöglicht eine proaktive Herangehensweise, bei der mögliche Schwachstellen und Risiken anhand ihrer Rolle in der Cyber Kill Chain analysiert und entsprechende Gegenmaßnahmen priorisiert werden.

Gezielte Verteidigungsmaßnahmen

Indem Unternehmen die verschiedenen Stufen eines Cyberangriffs verstehen, können sie gezielte Verteidigungsstrategien für jede Phase entwickeln. Dies erhöht die Chancen, einen Angriff erfolgreich abzuwehren, da nicht nur allgemeine, sondern spezifisch auf die jeweilige Angriffsphase abgestimmte Maßnahmen ergriffen werden können.

Verbesserung durch Cyber Threat Intelligence

Cyber Threat Intelligence ist das Sammeln und Analysieren von Informationen über aktuelle und potenzielle Bedrohungen. Mit aktuellen Bedrohungsinformationen über die Abläufe von Cyberangriffen unterschiedlicher Threat Actors, vorhandenen Exploits zu einer Vielzahl von Schwachstellen und Angriffsmethoden gewappnet, können Sie gefundene Schwachstellen besser einordnen und priorisieren. Dies führt dazu, dass sie besser informiert sind und effektiver auf die sich ständig ändernde Bedrohungslandschaft reagieren können.

Awareness und Schulung

Die Cyber Security Kill Chain kann auch zur Schulung und Sensibilisierung von Mitarbeitern genutzt werden. Ein klarer Überblick über die verschiedenen Angriffsstufen und wie Mitarbeiter Angreifern unfreiwillig helfen könnten, kann das Bewusstsein für Sicherheitsrisiken schärfen und Mitarbeiter in die Lage versetzen, potenzielle Bedrohungen besser zu erkennen und zu melden.

Ressourcenoptimierung

Da Unternehmen genau verstehen, an welchen Punkten sie am anfälligsten sind, können sie ihre Ressourcen gezielter einsetzen. Anstatt in eine breite Palette von Sicherheitstools zu investieren, können sie in Lösungen investieren, die speziell auf ihre identifizierten Schwachstellen abgestimmt sind.

Was sind die Nachteile?

Das Konzept der Cyber Kill Chain bietet zweifelsohne eine strukturierte Herangehensweise an die Verteidigung gegen Cyberangriffe. Dennoch gibt es einige Einschränkungen, die beachtet werden sollten:

  • Fokus auf Malware: Das Hauptaugenmerk der Cyber Kill Chain liegt auf Malware-basierten Angriffen. Dabei werden andere Bedrohungsarten, wie Insider-Bedrohungen, Phishing-Versuche oder Social Engineering, möglicherweise weniger beachtet.
  • Linearer Ablauf: Die Darstellung von Cyberangriffen als linearen Ablauf kann zu einem Tunnelblick führen. In der realen Welt verlaufen nicht alle Angriffe streng sequenziell. Ein Angreifer kann beispielsweise bestimmte Stufen überspringen oder mehrere Stufen gleichzeitig durchlaufen.
  • Neue Angriffsvektoren: Das strikte Befolgen der Stufen kann dazu führen, dass Unternehmen neue oder unkonventionelle Angriffsmethoden übersehen. Cyberkriminelle entwickeln ständig neue Strategien, die nicht immer in das klassische Modell passen.
  • Komplexität moderner Netzwerke: Die Cyber Kill Chain wurde zu einer Zeit entwickelt, als Netzwerkstrukturen weniger komplex waren. In der heutigen Zeit der Cloud-Dienste, IoT-Geräte und mobilen Anwendungen können einige Aspekte des Modells weniger relevant oder zu vereinfacht erscheinen.
  • Ressourcenbindung: Die Implementierung der Cyber Kill Chain kann Ressourcen binden, die eventuell effektiver eingesetzt werden könnten, wenn sie auf spezifischere oder aktuellere Bedrohungsmodelle ausgerichtet wären.

Trotz dieser Einschränkungen bleibt die Cyber Kill Chain ein wertvolles Werkzeug, insbesondere wenn sie im Kontext ihrer Grenzen verstanden und angewendet wird. Es ist wichtig, das Modell als einen von vielen Ansätzen in einem umfassenden Sicherheitsportfolio zu betrachten und nicht als Allheilmittel.

Fazit – Die Bedeutung der Cyber Kill Chain im modernen Sicherheitsmanagement

Die Cyber Kill Chain bietet eine strukturierte Herangehensweise, um Cyberangriffe und deren Ablauf besser zu verstehen und ihnen entgegenzuwirken. Durch die detaillierte Betrachtung jeder Angriffsphase können Unternehmen ihre Verteidigungsmaßnahmen gezielter optimieren. Gleichzeitig ist es wichtig, die Grenzen des Modells zu erkennen und sich nicht ausschließlich darauf zu verlassen.

Daher ist es für Unternehmen von größter Bedeutung, die gefundenen Risiken mit zusätzlichen Bedrohungsinformationen aus Threat Intelligence Quellen anzureichern, sowie die individuelle Situation der Organisation und der jeweiligen Geschäftsrisiken in Betracht zu ziehen. So ermöglicht diese Synergie eine größere, strategischere Betrachtung der Gefahrenlage. Erfahren Sie mehr über unsere modulare Cyber Threat Intelligence Lösung Outpost24 Threat Compass und wie diese Ihnen helfen kann effektive und proaktive Sicherheitsmaßnahmen zu implementieren: